Gründungsleitfaden Naturkindergarten: Von der Idee zum Betrieb
Der Wunsch, Kindern intensive Naturerfahrungen zu ermöglichen, treibt viele engagierte Pädagogen, Eltern und Initiativen an. Mit weit über 2.500 Natur- und Waldkindergärten in Deutschland (Stand 2024/2025, Tendenz steigend) sind Sie Teil einer wachsenden Bewegung. Doch der Weg von der Vision zur Realität ist komplex und erfordert sorgfältige Planung, Durchhaltevermögen und fundiertes Wissen.
Dieser Leitfaden begleitet Sie Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess – von der ersten Idee bis zum nachhaltigen Betrieb – und enthält eine integrierte Checkliste für die praktische Umsetzung.
Die Gründungsphasen im Überblick
Die Gründung und Etablierung einer Naturkita lässt sich in sechs logische Phasen unterteilen.
- Phase 1: Vision & Konzept (Das Fundament legen)
- Phase 2: Recht & Finanzen (Die Rahmenbedingungen sichern)
- Phase 3: Team & Personal (Das Herzstück formen)
- Phase 4: Ort & Infrastruktur (Den Lernort gestalten)
- Phase 5: Start & Eröffnung (Den Betrieb aufnehmen)
- Phase 6: Betrieb & Qualität (Nachhaltig wachsen)
gantt
title Gründungsfahrplan für eine Naturkita
dateFormat YYYY-MM-DD
axisFormat %Y-%m
section Konzeptionsphase
Konzept & Pädagogik :done, des1, 2025-01-01, 60d
Rechtsform & Satzung :done, des2, 2025-01-15, 45d
Businessplan erstellen :active, des3, 2025-03-01, 30d
section Standort & Finanzen
Standortsuche & -sicherung :active, des4, 2025-02-01, 90d
Fördermittel beantragen :des5, 2025-04-01, 120d
Bankgespräche führen :des6, 2025-04-15, 60d
section Aufbau & Betrieb
Personal einstellen :des7, 2025-07-01, 60d
Betriebserlaubnis beantragen :des8, 2025-08-01, 90d
Eröffnung & Start :des9, 2025-11-01, 30d
Phase 1: Vision & Konzept (Das Fundament legen)
Hier wird Ihre Idee greifbar. Ein durchdachtes Konzept ist die Basis für alle weiteren Schritte.
-
1.1 Gründungsteam & Vision:
- Kernteam bilden: Suchen Sie Mitstreiter mit diversen Kompetenzen (Pädagogik, BWL, Recht, Handwerk).
- Vision schärfen: Was ist Ihr “Warum”? Welches Alleinstellungsmerkmal soll Ihre Kita haben (z.B. BNE-Fokus, Inklusion, tiergestützte Pädagogik)?
- Netzwerken: Knüpfen Sie früh Kontakte zu bestehenden Naturkitas und Fachverbänden wie dem Bundesverband der Natur- und Waldkindergärten. Fragen Sie erfahrene Gründer gezielt nach deren größten Hürden und besten Finanzierungstipps.
-
1.2 Bedarfsanalyse & Standortsuche:
- Bedarf klären: Analysieren Sie die Nachfrage in Ihrer Region (demografische Daten, Wartelisten). Aktuelle Schätzungen gehen von weit über 2.500 Natur- und Waldkindergärten in Deutschland aus (Stand 2024/2025), nachdem die Zahl von rund 2.000 im Jahr 2021 stetig gewachsen ist.
- Standorte prüfen: Suchen Sie geeignete Flächen und führen Sie erste Gespräche mit Gemeinden (Kita-Bedarfsplanung!) und Eigentümern.
- Standortkriterien: Achten Sie auf die Verkehrslage (Nähe von Straßen, besondere Gefahrenquellen), umliegende Gewässer, Lärmbelastung, öffentliche Spazier- und Radwege, Erreichbarkeit für Rettungsfahrzeuge, Verfügbarkeit von Parkplätzen für Eltern in der Nähe sowie geklärten Winterdienst für die Zuwege.
-
1.3 Pädagogisches Konzept schreiben:
- Grundlagen definieren: Formulieren Sie Ihr Bild vom Kind und den Bezug zum Bildungsplan Ihres Bundeslandes.
- Schwerpunkte integrieren: Verankern Sie Themen wie Inklusion (z.B. durch Kooperationen mit Frühförderstellen) und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fest im Konzept.
- Schutzkonzept erstellen: Ein institutionelles Schutzkonzept zur Prävention von Gewalt ist eine nicht verhandelbare Voraussetzung für die Betriebserlaubnis (§ 45 SGB VIII) und erfordert klare Handlungsleitfäden (§ 8a SGB VIII). Regelmäßige Fortbildungen: Fortbildungsplan zum Kinderschutz (§8a SGB VIII) für alle Teammitglieder erstellt, basierend auf den landesspezifischen Kita-Gesetzen und dem KiQuTG.
- Konkrete Bestandteile des Schutzkonzepts: Ihr Schutzkonzept muss gemäß § 45 SGB VIII Abs. 2 Nr. 4 folgende Elemente enthalten:
- Melde- und Eskalationswege: Klare Definition, wer bei Verdacht auf Gewalt informiert wird und welche Schritte danach folgen
- Gefährdungseinschätzung: Verfahren zur Einschätzung von Gefährdungen gemäß § 8a SGB VIII
- Dokumentationsvorgaben: Welche Vorgänge müssen dokumentiert werden und wie lange aufbewahrt werden
- Verfahren bei Verdacht auf Mitarbeiterbeteiligung: Spezifische Schritte, wenn der Verdacht auf ein Teammitglied fällt
- Beteiligungsmöglichkeiten: Wie Kinder und Eltern in den Schutzprozess einbezogen werden
- Qualitätsentwicklung: Regelmäßige Überprüfung und Fortschreibung des Schutzkonzepts
-
1.4 Rechtsform & Businessplan:
- Rechtsform wählen: Wägen Sie die Vor- und Nachteile von e.V., gGmbH etc. ab und holen Sie Rechtsberatung ein.
- Businessplan erstellen: Kalkulieren Sie Gründungskosten, Investitionen und laufende Kosten. Ein detaillierter Liquiditätsplan für die ersten 24 Monate ist entscheidend, um Engpässe zu vermeiden.
Phase 1: Integrierte Checkliste
- Kernteam: Team mit Kompetenzen in Pädagogik, BWL & Recht zusammengestellt.
- Konzept: Päd. Konzept inkl. Alleinstellungsmerkmal & BNE-Fokus finalisiert.
- Schutzkonzept: Institutionelles Schutzkonzept (§§ 45, 8a SGB VIII) ausgearbeitet, das alle gesetzlich geforderten Elemente enthält.
- Regelmäßige Fortbildungen: Fortbildungsplan zum Kinderschutz (§8a SGB VIII) für alle Teammitglieder erstellt.
- Bedarfsanalyse: Nachfrage und Konkurrenz in der Zielregion analysiert.
- Rechtsform: Rechtsform (z.B. e.V., gGmbH) gewählt und juristisch beraten.
- Businessplan: Businessplan inkl. 3-Jahres-Finanzplan und Liquiditätsplan erstellt.
- Internationale Vernetzung: Kontakt zum III. Internationalen Kongress des Bundesverbandes der Natur- und Waldkindergärten hergestellt.
Phase 2: Recht & Finanzen (Die Rahmenbedingungen sichern)
Die bürokratisch intensivste Phase. Präzision und Geduld sind hier der Schlüssel.
- 2.1 Betriebserlaubnis & Genehmigungen:
- Beantragen Sie die Betriebserlaubnis nach § 45 SGB VIII beim zuständigen Jugendamt.
- Holen Sie parallel alle weiteren Genehmigungen ein: Bauamt (Bauwagen/Schutzhütte), Gesundheitsamt (Hygiene), Forst-/Naturschutzbehörde (Geländenutzung) und melden Sie sich bei der Unfallkasse an.
graph TD
subgraph Kosten
A["`**Betriebskosten**
(Personal, Miete, Material...)`"]
end
subgraph Einnahmen
B["Landeszuschuss"]
C["Elternbeiträge"]
end
subgraph Ausgleich
E["`**Kommunaler Zuschuss**
(gleicht das Defizit aus)`"]
end
A -- "werden gedeckt durch" --> B
A -- "werden gedeckt durch" --> C
A -- "verbleibende Lücke (Defizit) wird gedeckt durch" --> E
- 2.2 Bundesländerspezifische Finanzierungsrechnung für Naturkitas mit 20 Plätzen
Grundlegende Annahmen für alle Modelle
- Kita-Größe: 20 Plätze für Kinder über 3 Jahre (Ü3)
- Personalkosten pro VZÄ: 4.900 € pro Monat (Arbeitgeber-Brutto, TVöD SuE inkl. ca. 21% Lohnnebenkosten)
- Betriebswirtschaftlicher Puffer: +22,5% auf den theoretischen Personalbedarf (für Urlaub, Krankheit, Fortbildungen und Vor-/Nachbereitungszeit)
- Monatliche Sachkosten: 4.000 € (Miete/Pacht, Material, Versicherungen, Verwaltung etc.)
- Investitionskosten (einmalig): 120.000 € (Bauwagen, Sanitär, Grundausstattung)
Warum wird mit 20 Plätzen für Kinder über 3 Jahre (Ü3) gerechnet? (Erläuterung im Detail)
Die Wahl dieser spezifischen Größe und Altersgruppe ist strategisch und hat drei entscheidende Gründe:
-
Repräsentativ für Naturkindergärten
- Pädagogisch sinnvoll: Eine Gruppengröße von 15-20 Kindern ist im offenen Gelände noch gut zu überblicken und zu betreuen.
- Infrastrukturell passend: Sie passt zur typischen Kapazität eines Standard-Bau- oder Schutzwagens.
-
Ideal für ein vergleichbares Finanzmodell
- Wirtschaftliche Untergrenze: Eine Gruppe mit 20 Kindern wird oft als die Mindestgröße angesehen, um wirtschaftlich tragfähig zu sein.
- Standardisierte Berechnung: Die Kita-Gesetze der Länder definieren ihre Förderungen oft auf Basis von Standard-Gruppengrößen, was die Berechnungen vergleichbar macht.
-
Fokus auf Ü3 aus finanziellen und rechtlichen Gründen
- Komplett andere Gesetzeslage: Die Betreuung von Kindern unter 3 Jahren (U3) unterliegt deutlich strengeren gesetzlichen Vorgaben.
- Viel höherer Personalschlüssel: Der Schlüssel im U3-Bereich ist mit ca. 1:3 bis 1:4 dramatisch höher als im Ü3-Bereich.
- Massiv höhere Kosten: Ein höherer Personalschlüssel führt zu exponentiell steigenden Personalkosten, die das gesamte Finanzierungsmodell verändern würden.
Fazit: Die Wahl von “20 Plätzen Ü3” ist die perfekte Grundlage für ein realistisches, vergleichbares und wirtschaftlich sinnvolles Standardmodell.
Wie kommen die Personalkosten von 4.900 € zustande? (Kalkulation im Detail)
Der angenommene Wert von 4.900 € ist ein realistischer und leicht konservativer Durchschnittswert für die monatlichen Gesamtkosten, die ein Träger pro Vollzeitäquivalent (VZÄ) kalkulieren muss. Hier ist die detaillierte Herleitung:
1. Gehaltsgruppe und Erfahrungsstufe
Für die Berechnung wird eine Mischung aus erfahrenen Fachkräften und einer Leitungskraft angenommen, wie sie in einem typischen Team vorkommt:
- Pädagogische Fachkraft: Standard-Eingruppierung nach TVöD SuE ist S 8a.
- Einrichtungsleitung: Eingruppierung in der Regel in S 9.
- Erfahrungsstufe: Für einen Businessplan ist die Stufe 3 (nach 3 Jahren Berufserfahrung) eine realistische Annahme.
2. Berechnung der Arbeitgeberkosten (“Brutto-Brutto”)
Die Gehaltstabelle zeigt das Bruttogehalt. Der Arbeitgeber zahlt zusätzlich ca. 21% Lohnnebenkosten.
| Position | Bruttogehalt (Stufe 3) | Gesamtkosten für AG (inkl. ~21% NK) |
|---|---|---|
| Fachkraft (S 8a) | 3.868,50 € | ca. 4.681 € |
| Leitungskraft (S 9) | 4.053,20 € | ca. 4.904 € |
3. Fazit: Ein realistischer Durchschnittswert
Für ein Team von z.B. 3,4 VZÄ (Beispiel NRW), das sich aus einer Leitung und 2,4 Fachkräften zusammensetzt, ergeben sich durchschnittliche Kosten von ca. 4.746 € pro VZÄ.
Unsere Annahme von 4.900 € ist also perfekt:
- Sie liegt leicht über dem berechneten Durchschnitt.
- Sie bietet einen sicheren Puffer für Mitarbeiter mit höherer Erfahrungsstufe, eventuelle Zulagen oder zukünftige Tarifsteigerungen.
- Sie stellt eine solide und konservative Kalkulationsgrundlage für Ihren Businessplan dar.
Wie wird der Personal-Puffer von 22,5% berechnet? (Kalkulation im Detail)
Der Puffer von +22,5% ist keine willkürliche Reserve, sondern eine betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Er stellt sicher, dass auch während der unvermeidbaren Abwesenheiten einzelner Mitarbeiter der gesetzliche Betreuungsschlüssel in der Gruppe jederzeit eingehalten werden kann. Der Wert leitet sich aus den durchschnittlichen, nicht am Kind verfügbaren Arbeitstagen einer Vollzeitkraft pro Jahr ab:
| Abwesenheitsgrund | Durchschnittliche Tage pro Jahr | Anteil an ~220 Arbeitstagen |
|---|---|---|
| 1. Tariflicher Urlaub | ca. 30 Tage | ~13,6% |
| 2. Krankheitstage | ca. 15 Tage | ~6,8% |
| 3. Fort- & Weiterbildung | ca. 5 Tage | ~2,3% |
| Summe der Abwesenheitstage | ca. 50 Tage | |
| Gesamter Puffer (50 / 220) | ~22,7% |
Unsere Annahme von 22,5% ist somit ein realistischer und konservativer Durchschnittswert, der diese Ausfallzeiten abdeckt.
Wie setzen sich die 4.000 € Sachkosten zusammen? (Kalkulation im Detail)
Die 4.000 € für monatliche Sachkosten sind eine realistische und betriebswirtschaftlich fundierte Planungsgröße. Sie dient als konservativer Durchschnittswert, der später durch konkrete lokale Angebote ersetzt werden muss.
| Kostenart | Geschätzte monatliche Kosten | Begründung |
|---|---|---|
| 1. Miete / Pacht & Nebenkosten | 500 - 1.500 € | Deckt die Pacht für das Grundstück sowie Nebenkosten wie Müllentsorgung oder Wasserlieferung. |
| 2. Versicherungen | 250 - 400 € | Umfasst die unerlässliche Betriebshaftpflicht, Beiträge zur gesetzlichen Unfallkasse und Sachversicherungen. |
| 3. Verwaltung & Buchhaltung | 400 - 700 € | Kosten für Steuerberater, Kontoführung, Porto und Lizenzen für Kita-Verwaltungssoftware. |
| 4. Pädagogisches Material & Ausstattung | 500 - 800 € | Verbrauchsmaterial, Fachbücher, Ersatz von Werkzeug, Erste-Hilfe-Material etc. |
| 5. Instandhaltung & Betrieb | 300 - 600 € | Reparaturen am Bauwagen, Wartung der Anlagen, Betriebsmittel wie Gas oder Reinigungsmaterial. |
| 6. Kommunikation & Fortbildung | 200 - 400 € | Diensthandys/Funkgeräte sowie das Budget für gesetzlich vorgeschriebene Fortbildungen. |
| 7. Sonstiges / Puffer | 200 - 500 € | Puffer für unvorhergesehene Ausgaben, Feste, Mitgliedsbeiträge etc. |
| Gesamtsumme (realistische Spanne) | 2.350 - 4.900 € |
Fazit: Die angenommene Pauschale von 4.000 € liegt im oberen, sicheren Bereich dieser Spanne und stellt eine robuste Kalkulationsgrundlage dar.
Wie setzen sich die 120.000 € Investitionskosten zusammen? (Kalkulation im Detail)
Die 120.000 € für Investitionskosten sind eine realistische und betriebswirtschaftlich fundierte Planungsgröße. Sie dient als konservativer Durchschnittswert, der später durch konkrete lokale Angebote ersetzt werden muss.
| Kostenblock | Geschätzte Kosten | Enthaltene Leistungen und Begründung |
|---|---|---|
| 1. Bauwagen (Herzstück) | ca. 65.000 - 85.000 € | Ein neuer, ganzjahrestauglicher und genehmigungsfähiger Kita-Bauwagen inkl. Isolierung, Heizung, kleiner Küchenzeile, Möbeln und Transport. |
| 2. Sanitäre Anlagen & Infrastruktur | ca. 15.000 - 25.000 € | Professionelle Kompost-Trenntoiletten, mobile Handwaschstationen sowie ggf. Kosten für Wege, Zäune oder die Herrichtung des Grundstücks. |
| 3. Grundausstattung & Nebenkosten | ca. 10.000 - 20.000 € | Sicherheitsausrüstung (Erste-Hilfe, Funkgeräte), pädagogisches Material (Werkzeug, Seile, Lupen), Betriebsausstattung (Bollerwagen) und Gründungsnebenkosten (Notar, Beratung). |
| Realistische Gesamtspanne | ca. 90.000 - 130.000 € |
Fazit: Die angenommene Pauschale von 120.000 € liegt im oberen, sicheren Bereich dieser Spanne und stellt eine robuste Kalkulationsgrundlage für die Verhandlungen mit Fördergebern dar.
Kategorie 1: Besserer Personalschlüssel (Hohe Personalkosten)
- Typische Bundesländer: Baden-Württemberg, Brandenburg, Sachsen
- Personalschlüssel: 1:6,5 (Theoretischer Bedarf: 3,08 VZÄ)
- Charakteristik: Höherer Personalbedarf, der oft durch höhere Landeszuschüsse und/oder geringere Elternbeiträge kompensiert wird.
Monatskosten
| Berechnungsschritt | Kalkulation | Ergebnis |
|---|---|---|
| Operativ notwendiges Personal (+22,5%) | 3,08 VZÄ × 1,225 | 3,77 VZÄ |
| Monatliche Personalkosten | 3,77 VZÄ × 4.900 € | 18.473 € |
| Gesamte monatliche Betriebskosten | 18.473 € + 4.000 € | 22.473 € |
Jährliche Finanzierung (Beispiel Baden-Württemberg)
| Position | Berechnung | Ergebnis | Anteil |
|---|---|---|---|
| Gesamtkosten | 22.473 € × 12 | 269.676 € | 100% |
| Elternbeiträge | 269.676 € × 0,15 | 40.451 € | 15% |
| Kommunale Zuschüsse | 269.676 € × 0,70 | 188.773 € | 70% |
| Landeszuschüsse | 269.676 € × 0,10 | 26.968 € | 10% |
| Spenden/Sponsoring (Trägeranteil) | 269.676 € × 0,05 | 13.484 € | 5% |
Kategorie 2: Mittlerer Personalschlüssel (Standard)
- Typische Bundesländer: Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz
- Personalschlüssel: 1:7,2 (Theoretischer Bedarf: 2,78 VZÄ)
- Charakteristik: Mittlere Personalkosten und moderate Elternbeteiligung.
Monatskosten
| Berechnungsschritt | Kalkulation | Ergebnis |
|---|---|---|
| Operativ notwendiges Personal (+22,5%) | 2,78 VZÄ × 1,225 | 3,40 VZÄ |
| Monatliche Personalkosten | 3,40 VZÄ × 4.900 € | 16.660 € |
| Gesamte monatliche Betriebskosten | 16.660 € + 4.000 € | 20.660 € |
Jährliche Finanzierung (Beispiel Nordrhein-Westfalen)
| Position | Berechnung | Ergebnis | Anteil |
|---|---|---|---|
| Gesamtkosten | 20.660 € × 12 | 247.920 € | 100% |
| Elternbeiträge | 247.920 € × 0,20 | 49.584 € | 20% |
| Kommunale Zuschüsse | 247.920 € × 0,70 | 173.544 € | 70% |
| Landeszuschüsse | 247.920 € × 0,05 | 12.396 € | 5% |
| Spenden/Sponsoring (Trägeranteil) | 247.920 € × 0,05 | 12.396 € | 5% |
Kategorie 3: Schwächerer Personalschlüssel (Geringere Personalkosten)
- Typische Bundesländer: Bayern, Sachsen-Anhalt
- Personalschlüssel: 1:8,1 (Theoretischer Bedarf: 2,47 VZÄ)
- Charakteristik: Geringere Personalkosten, oft verbunden mit höherer Elternbeteiligung.
Monatskosten
| Berechnungsschritt | Kalkulation | Ergebnis |
|---|---|---|
| Operativ notwendiges Personal (+22,5%) | 2,47 VZÄ × 1,225 | 3,02 VZÄ |
| Monatliche Personalkosten | 3,02 VZÄ × 4.900 € | 14.798 € |
| Gesamte monatliche Betriebskosten | 14.798 € + 4.000 € | 18.798 € |
Jährliche Finanzierung (Beispiel Bayern)
| Position | Berechnung | Ergebnis | Anteil |
|---|---|---|---|
| Gesamtkosten | 18.798 € × 12 | 225.576 € | 100% |
| Elternbeiträge | 225.576 € × 0,30 | 67.673 € | 30% |
| Kommunale Zuschüsse | 225.576 € × 0,55 | 124.067 € | 55% |
| Landeszuschüsse | 225.576 € × 0,10 | 22.558 € | 10% |
| Spenden/Sponsoring (Trägeranteil) | 225.576 € × 0,05 | 11.278 € | 5% |
Hinweis: In Bayern senkt ein staatlicher Zuschuss von 100 € pro Kind/Monat die Netto-Belastung der Eltern.
Kategorie 4: Beitragsfreie Modelle (Spezialfall)
- Typische Bundesländer: Berlin, Hamburg
- Personalschlüssel: 1:7,9 (Theoretischer Bedarf: 2,53 VZÄ)
- Charakteristik: Nahezu vollständige Finanzierung durch die öffentliche Hand.
Monatskosten
| Berechnungsschritt | Kalkulation | Ergebnis |
|---|---|---|
| Operativ notwendiges Personal (+22,5%) | 2,53 VZÄ × 1,225 | 3,09 VZÄ |
| Monatliche Personalkosten | 3,09 VZÄ × 4.900 € | 15.141 € |
| Gesamte monatliche Betriebskosten | 15.141 € + 4.000 € | 19.141 € |
Jährliche Finanzierung (Beispiel Berlin)
| Position | Berechnung | Ergebnis | Anteil |
|---|---|---|---|
| Gesamtkosten | 19.141 € × 12 | 229.692 € | 100% |
| Elternbeiträge (nur Zusatzkosten) | 229.692 € × 0,05 | 11.485 € | 5% |
| Kommunale Zuschüsse (Bezirk) | 229.692 € × 0,80 | 183.754 € | 80% |
| Landeszuschüsse | 229.692 € × 0,10 | 22.969 € | 10% |
| Spenden/Sponsoring (Trägeranteil) | 229.692 € × 0,05 | 11.485 € | 5% |
Phase 2: Integrierte Checkliste
- Behördliche Genehmigungen:
- Antrag auf Betriebserlaubnis (§ 45 SGB VIII) beim Jugendamt eingereicht.
- Genehmigungen von Bauamt, Gesundheitsamt und Forst-/Naturschutzbehörde beantragt.
- Finanzierungskonzept:
- Passendes Finanzierungsmodell für das eigene Bundesland identifiziert.
- Detaillierten Businessplan mit lokalspezifischen Zahlen erstellt.
- Anträge für kommunale/Landes-Zuschüsse (Investition & Betrieb) gestellt.
- Anträge bei Stiftungen und Förderprogrammen eingereicht.
- Kooperationsvertrag mit der Standort-Kommune abgeschlossen.
- Rechtliches:
- Satzung/Gesellschaftsvertrag notariell beurkundet.
- Anmeldung beim Finanzamt (Gemeinnützigkeit) erfolgt.
- Alle notwendigen Versicherungen abgeschlossen.
- Länderspezifische Anforderungen:
- Spezifische Schutzkonzept-Anforderungen des Bundeslandes umgesetzt.
- Bundesland-spezifische Förderprogramme recherchiert.
Phase 3: Team & Personal (Das Herzstück formen)
Ihr Team ist der Schlüssel zum Erfolg. Investieren Sie in Auswahl, Kultur und Entwicklung.
-
3.1 Personal planen & rekrutieren:
- Bedarf ermitteln & Profile erstellen: Definieren Sie den Personalschlüssel sowie fachliche (Erzieher:in, Naturpädagogik-Qualifikation) und persönliche Anforderungen (Wetterfestigkeit, Teamgeist).
- Rekrutieren: Nutzen Sie Fachportale und Hochschulkooperationen. Ein Probearbeitstag im Freien ist oft aufschlussreicher als jedes Gespräch.
-
3.2 Team entwickeln & qualifizieren:
- Einarbeitung & Kultur: Etablieren Sie eine offene, wertschätzende Kommunikationskultur und einen strukturierten Einarbeitungsprozess.
- Fortbildungen planen: Budgetieren Sie essenzielle Schulungen wie Erste Hilfe Outdoor und regelmäßige Fortbildungen zum Kinderschutz (basierend auf § 8a SGB VIII, den landesspezifischen Kita-Gesetzen und dem KiQuTG).
- Digitale Tools nutzen: Führen Sie frühzeitig Werkzeuge für die Teamkommunikation und Organisation ein.
Phase 3: Integrierte Checkliste
- Planung: Personalbedarf, Anforderungsprofile und Stellenbeschreibungen erstellt.
- Rekrutierung: Auswahlverfahren durchgeführt und pädagogisches Kernteam eingestellt.
- Verträge: Rechtssichere Arbeitsverträge abgeschlossen.
- Qualifikation:
- Fortbildungsplan für das erste Jahr erstellt.
- Pflicht-Schulungen (Erste Hilfe Outdoor, Schutzkonzept) terminiert.
- Regelmäßige Fortbildungen zum Kinderschutz (basierend auf §8a SGB VIII, landesspezifischen Kita-Gesetzen und KiQuTG) für alle Teammitglieder geplant.
- Notfallplanung: Alle Teammitglieder haben an einer Schulung zur Notfallplanung teilgenommen.
- Teamentwicklung: Teambuilding-Maßnahmen und Supervisionstermine eingeplant.
Phase 4: Ort & Infrastruktur (Den Lernort gestalten)
Die Gestaltung des Geländes und der Basisstation prägt den Alltag maßgeblich.
-
4.1 Standort sichern & gestalten:
- Verträge abschließen & Verkehrssicherungspflicht klären: Sichern Sie die Nutzung des Geländes vertraglich und regeln Sie explizit, wer für die Sicherheit (z.B. bei Astbruch) verantwortlich ist.
- Partizipative Gefährdungsanalyse: Führen Sie eine detaillierte Risikoanalyse durch und beziehen Sie dabei das Team und perspektivisch auch die Kinder mit ein.
- Biodiversität fördern: Gestalten Sie das Gelände aktiv mit Insektenhotels oder Wildblumenwiesen. Beziehen Sie Kinder ab 3 Jahren in die Risikobewertung ein, um ihre Fähigkeiten und Wahrnehmung zu berücksichtigen.
-
4.2 Infrastruktur & Ausstattung:
- Basisstation & Schutzraum: Errichten Sie einen TÜV-geprüften Bauwagen oder eine Hütte. Wichtig: Bei Beheizung ist oft ein zweiter Fluchtweg vorgeschrieben. Klären Sie zudem mit dem Jugendamt, ob zusätzlich ein fester Schutzraum in einem nahegelegenen Gebäude für extreme Wetterlagen nachgewiesen werden muss. Diese Basisstation dient als Unterkunft bei besonderen Witterungsverhältnissen und als Materiallager.
- Sanitäranlagen: Installieren Sie eine vom Gesundheitsamt abgenommene Lösung (z.B. Komposttoilette) und mobile Handwaschstationen.
- Ausstattung beschaffen: Konzentrieren Sie sich auf hochwertige Basics: Sicherheitsausrüstung (Erste-Hilfe-Kit, Funkgeräte), kindgerechtes Werkzeug und robuste Transportmittel.
Phase 4: Integrierte Checkliste
- Standort: Pacht-/Mietvertrag unterschrieben, Verkehrssicherungspflicht geklärt.
- Sicherheit:
- Partizipative Gefährdungsanalyse für das gesamte Gelände durchgeführt.
- Risikobewertung für alle Routinen und Geländeabschnitte durchgeführt (unter Einbeziehung der Kinder ab 3 Jahren).
- Notfallplanung: Mindestanforderungen an den Outdoor-Notfallplan erfüllt:
- Definierte Sammel- und Schutzorte für alle Wetterlagen
- Kommunikationswege bei Mobilfunkausfall (Funkgeräte, Signalpfeifen)
- Schulung des Teams im Umgang mit Outdoor-Notfällen
- Dokumentierte Verfahren für medizinische Notfälle
- Biodiversität: Biodiversitätsfördernde Maßnahmen umgesetzt (Insektenhotels, Wildblumenwiesen etc.).
- Infrastruktur:
- Basisstation (z.B. Bauwagen) aufgestellt und genehmigt.
- Sanitäre Anlagen installiert und vom Gesundheitsamt abgenommen.
- Ausstattung: Sicherheitsausrüstung, Werkzeuge und päd. Material beschafft.
Phase 5: Start & Eröffnung (Den Betrieb aufnehmen)
Die aufregendste Phase, in der sich alle Puzzleteile zusammenfügen.
-
5.1 Marketing & Aufnahme:
- Öffentlichkeitsarbeit & Aufnahmeprozess: Machen Sie Ihre Eröffnung bekannt, führen Sie einen Tag der offenen Tür durch und etablieren Sie ein transparentes Aufnahmeverfahren.
-
5.2 Eingewöhnung & Elternpartnerschaft:
- Eingewöhnung gestalten & Eltern ins Boot holen: Passen Sie bewährte Modelle an die Outdoor-Gegebenheiten an und etablieren Sie von Beginn an eine Kultur des Vertrauens und der Partnerschaft mit den Eltern.
- Bildungs- und Erziehungspartnerschaft: Entwickeln Sie ein Konzept zur Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern.
-
5.3 Die ersten Wochen meistern:
- Fokus auf Ankommen & Reflektieren: Priorisieren Sie den Beziehungsaufbau und Routinen. Planen Sie engmaschige Team-Reflexionen, um Prozesse schnell anpassen zu können.
- Digitale Verwaltung: Implementieren Sie eine geeignete Kita-Software für Anwesenheitslisten, Kommunikation und Verwaltung, um dem Team den Rücken freizuhalten.
Phase 5: Integrierte Checkliste
- Marketing: Website online, Flyer verteilt, Tag der offenen Tür durchgeführt.
- Verwaltung:
- Anmeldeverfahren abgeschlossen und Betreuungsverträge versendet.
- Kita-Verwaltungssoftware eingerichtet.
- Pädagogik:
- Elternabend vor dem Start abgehalten.
- Konzept zur Bildungs- und Erziehungspartnerschaft entwickelt.
- Eingewöhnungsprozesse für alle Kinder erfolgreich gestartet.
- Notfallmanagement:
- Notfallpläne finalisiert und dem Team sowie den Eltern kommuniziert.
- Definierte Sammel- und Schutzorte für alle Wetterlagen festgelegt.
- Kommunikationswege bei Mobilfunkausfall eingerichtet.
- Schulung des Teams im Umgang mit Outdoor-Notfällen durchgeführt.
- Dokumentierte Verfahren für medizinische Notfälle erstellt.
- Regelmäßige Notfallübungen im Teamkalender festgelegt.
Phase 6: Betrieb & Qualität (Nachhaltig wachsen)
Nach der Eröffnung beginnt die kontinuierliche Arbeit an der pädagogischen Qualität.
-
6.1 Qualitätsmanagement etablieren:
- Evaluation: Nutzen Sie spezialisierte Evaluationsbögen für die Naturpädagogik und holen Sie regelmäßig strukturiertes Elternfeedback ein.
- Zertifizierung anstreben: Ziehen Sie ein “Natur-Kitas Qualitätssiegel” in Betracht. Es dient als externer Nachweis, motiviert das Team und kann bei Förderanträgen vorteilhaft sein.
-
6.2 Konzept & Team weiterentwickeln:
- Konzept fortschreiben: Passen Sie Ihr Konzept jährlich auf Basis Ihrer Erfahrungen und neuer Erkenntnisse an.
- Team qualifizieren: Etablieren Sie einen festen Fortbildungsplan zur kontinuierlichen Weiterentwicklung des Teams.
Phase 6: Integrierte Checkliste
- Evaluation: System für regelmäßige Selbst- und Eltern-Evaluation implementiert.
- Zertifizierung: Prozess für ein externes Qualitätssiegel (optional) gestartet.
- Konzept: Termin für die erste jährliche Konzeptüberarbeitung festgelegt.
- Team: Plan für Supervision und kontinuierliche Teamentwicklung aufgestellt.
- Qualitätsbericht: Erster Qualitätsbericht erstellt und mit dem Team evaluiert.
Die wichtigsten Meilensteine & Dokumente
Nutzen Sie diese Übersicht als schnellen Check für Ihren Fortschritt.
- Phase 1: Meilenstein: Vision klar, Team steht. | Dokument: Business- & Konzeptplan inkl. vollständigem Schutzkonzept.
- Phase 2: Meilenstein: Finanzierung gesichert. | Dokument: Betriebserlaubnis vom Jugendamt.
- Phase 3: Meilenstein: Kernteam vertraglich gebunden. | Dokument: Arbeitsverträge & Fortbildungsplan.
- Phase 4: Meilenstein: Standort einsatzbereit. | Dokument: Pachtvertrag & abgenommene Infrastruktur.
- Phase 5: Meilenstein: Erste Kinder eingewöhnt. | Dokument: Betreuungsverträge & etablierte Routinen.
- Phase 6: Meilenstein: Erster Jahreszyklus evaluiert. | Dokument: Fortgeschriebenes Konzept & Qualitätsbericht.
Ihr nächster Schritt: Beratung & Community
Die Gründung einer Naturkita ist ein komplexes Unterfangen. Sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen. Unser Netzwerk aus erfahrenen Gründer und Fachexpert steht Ihnen zur Seite.
Der Weg ist anspruchsvoll, aber lohnenswert. Wir wünschen Ihnen viel Kraft, Erfolg und Freude bei der Verwirklichung Ihres Traums!
Letzte Aktualisierung: 31. August 2025